Das Arbeitsamt Liesing war Ernst Plischkes erste Arbeit nach der Rückkehr aus Amerika. In dieser Arbeit brachte er Eindrücke aus New York mit Einflüssen der europäischen Moderne, insbesondere von Le Corbusier, in einer gelungenen Synthese zusammen. Die Konstruktion des Gebäudes besteht aus einem Eisenbeton-Skelett mit spiralarmierten Considèresäulen. Die Fassade ist, soweit nicht aus Glas, mit großen Platten verkleidet. Dadurch erhält das Gebäude Transparenz und bauplastische Qualität.

Plischke erarbeitet die Fassadengliederung anhand einer Flächendiagonale, die auf Le Corbusiers tracés régulateurs beruht und für die Proportionen des Baublockes, der Windfangnische und der Durchfahrt bis zur Plattenteilung gültig ist. Durch das bewusste Herausstellen des Stiegenhauses entsteht eine dem öffentlichen Charakter des Gebäudes entsprechende Platzwirkung. Der Grundriss des Erdgeschosses folgt in Bezug auf die Arbeitsabläufe streng rationellen Richtlinien.

Das Amt als öffentliches Gebäude ist von der Straße durch die Glaswand einsehbar – was in Hinblick auf die Funktion des Amtes ein politisches Konzept war. Auch aus dieser programmatischen Sichtweise entwickelte Ernst A. Plischke den typischen Charakter des Baues.

Dieses Bauwerk wurde in zahlreichen internationalen Fachzeitschriften publiziert. 1935 erhielt Ernst Plischke für drei Werke – das Arbeitsamt Liesing, das Haus Gamerith am Attersee und den Entwurf für ein Sanatorium in Salmannsdorf – den Großen Österreichischen Staatspreis.

1996/97 wurde das Arbeitsamt Liesing durch Hermann Czech, einen ehemaligen Schüler Plischkes, restauriert und behutsam einer neuen Nutzung angepasst.