„Noch während [E.A.]Plischke bei Josef Frank arbeitete, begann er mit den frühen Entwürfen [der Wohnung Rie], und nach vielen, vielen Besprechungen mit Lucie und Hans Rie, nahm Lucie seinen Entwurf an. Daraufhin verließ [E.A.] Plischke das Büro Frank und begann im August 1928 seine Tätigkeit als selbständiger Architekt.“ 1

Das Entwurfskonzept sah eine geschlossene Gesamtwirkung der Räume vor. Die Kastenwände bestanden nicht mehr aus einer Reihe von selbständigen Einzelstücken. Sie waren vollkommen zerlegbar, nicht mehr verleimt, sondern geschraubt. Die einheitlich flachen Türen der vier eingebauten Kastenwände des Wohn-Schlafraumes wirkten als einfache ruhige Wandvertäfelung des Gesamtraumes. Die Möbelbezüge und Vorhänge waren entweder aus schwedischer Handwebe oder einfarbigem Leinen. Die Fußböden waren in allen Räumen einheitlich mit naturfarbenem Bouclé bespannt. Alles zusammen ergab einen ruhigen, einheitlichen Farbton.

Die kleine Wohnung von Lucie Rie wirkte ruhig und offen. Diese erste Durchführung einer Innenraumgestaltung unterschied sich bereits deutlich von den Arbeiten, die Frank machte – E.A. Plischkes Ausführung war deutlich progressiv.

1 Leitner, Heidemarie. Wohnung Lucie Rie, Wien-London-Wien. in: Ernst Anton Plischke. Architekt und Lehrer. Verlag Anton Pustet, 2003, S. 27f.